"Escrituras andantes"
Text- und Schriftkonzepte im frühneuzeitlichen Drama bei Fernando de Rojas, Ludovico Ariosto, Niccolò Machiavelli und Théodore de Bèze
Gracchus et Poliscena comoedia ((Leipzig 1500, s.p.). Der Druck der frühen Humanistenkomödie (verfasst 1433) zeigt beispielhaft die Gestalt dramatischer Texte um die Jahrhundertwende
Sebastian Brant, Das Narrenschiff (Basel 1494, s.p.). Das Buch thematisiert in Schrift und Bild den Wandel der Schriftkonzeptionen in der Frühzeit des Gutenberg-Drucks
Das von der Fritz Thyssen-Stiftung geförderte Forschungsprojekt "Escrituras andantes" zeigt am Gegenstand frühneuzeitlicher Dramentexte aus der französischen, italienischen und spanischen Literatur, inwiefern der Wandel der Medienkonstellationen, der den Kontinent in den Jahren 1450–1600 kennzeichnet, die Neu-Erfindung der Gattung und deren aus der Antike überlieferten Subgenres Komödie und Tragödie prägt. Es untersucht die explizite und implizite Reflexion der rinascimentalen Text- und Schriftkonzepte im Drama bezogen auf den Kulturraum der West-Romania. Im Fokus stehen prominente Dramentexte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Fernando de Rojas, Ludovico Ariosto, Niccolò Machiavelli, Thédore de Bèze und anderen, die auf künstlerisch eigenständige Art und Weise nicht nur die Gattungstradition, sondern auch die didaktische und autoritative Funktion des öffentlichen Wortes im allgemeinen reflektieren. Sie werden nach inhaltlichen und formalen Gesichtspunkten analysiert, um zu zeigen, wie gerade die dramatischen Texte im Zentrum der Debatten um neue Textkonzeptionen stehen, wobei das Projekt die medien- und textkonzeptuelle Fragestellung konsequent mit der philologischen Exegese verbindet und dabei eine Darstellung des gesamteuropäischen Rahmens anstrebt. Die Ergebnisse sollen einen Beitrag zur romanistischen Forschung leisten und werden der Öffentlichkeit nach Abschluss in Form einer Monographie vorgestellt.
