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Digitale Methoden der quantitativen Textanalyse

Typ Seminar
Semester SS 2015
Rhythmus jedes 2. Semester
Umfang 2 SWS
Zielgruppe
  • MA Germanistik
  • LA Deutsch
Termin Mittwoch, 11:30 - 13:00 Uhr
Ort
M17.73 (KII)
Dozenten Dr. Gabriel Viehhauser
Anmeldung Über LSF
LSF-Nummer 181521
Vorkenntnisse Es sind keine Vorkenntnisse notwendig.
Literatur
  • Franco Moretti: Conjectures on World Literature, in: New Left Review 1 (2000), S. 54-68.
  • Fotis Jannidis, Gerhard Lauer: Burrow’s Delta and Its Use in German Literary History, in: Distant Readings. Topologies of German Culture in the Long Nineteenth Century, hg. von Matt Erlin, Lynne Tatlock, Rochester 2014, S. 29-54.
  • Matthew L. Jockers: Macroanalysis. Digital Methods and Literary History, Urbana, Springfield 2013.
Voraussetzungen -
Beschreibung

›ARTES ET SCIENTIAE: WISSENSORDNUNGEN IM KONTEXT VORMODERNER LITERATUR‹ (Master Literaturwissenschaft: Germanistik, 2. Sem.; Wahlmodul für LA HF GymPO) Das Modul richtet sich an die Studierenden des MA Germanistik im 2. Semester (Pflichtmodul) und an fortgeschrittene Lehramtsstudierende (Lehramt Deutsch HF GymPO, Wahlmodul). Die Teilnehmer erwerben dabei Kenntnisse über Formen literarischer Wissenskommunikation und deren historische Grundlagen. Mögliche Schwerpunkte können sein: Prozesse der Literarisierung und Institutionalisierung von Wissensbeständen; Wechselbeziehungen zwischen Literatur/Religion/Wissen; historische Semantik von Wissensfeldern; mediävistische Medientheorien usf. Das Modul besteht aus zwei Seminaren; MA-Kandidaten müssen beide Seminare (im gleichen Semester) belegen, Lehramtsstudierende wählen eines der beiden Seminare.

Wie viele Bücher kann ein Mensch in seinem Leben lesen? Gängige Schätzungen gehen von ca. 5000 bis 10000 Exemplaren aus – auf jeden Fall nicht genug, um wirklich die Gesamtheit der literarischen Produktion überblicken zu können. Selbst Literaturwissenschafter, die sich vor die Aufgabe gestellt sehen, Aussagen über die Literatur in ihren größeren Zusammenhängen zu treffen, können daher immer nur ein Auswahl an Texten berücksichtigen, die nicht selten von etablierten Vorstellungen über den literarischen Kanon bestimmt ist. Doch ist in jüngerer Zeit verstärkt darauf hingewiesen worden, dass sich diese bislang notwendige, aber zumeist uneingestandene Selektion mit dem Einsatz der neuen Computertechnologien bis zu einem gewissen Grad überwinden lässt. So hat etwa der amerikanische Literaturwissenschafter Franco Moretti sein provokantes Konzept des ‚Distant Reading’ in die Diskussion eingebracht, das den etablierten Verfahren einer auf das ‚Close Reading’ von Texten ausgerichteten konventionellen Philologie diametral entgegen steht: Anstatt sich in einer genauen Lektüre einzelner Texte zu verlieren, soll mittels des Einsatzes von computerunterstützten quantitativen Methoden ein Überblick über die Literatur in ihrer ganzen Breite und damit in ihrer wahren Gestalt erreicht werden. Selbst wenn man Morettis Ansatz nicht in seiner ganzen Radikalität folgen will, so ist doch zuzugeben, dass neue computerunterstützte Verfahren zum ‚Textmining’ in großen Mengen von Daten, dem ‚Big Data’ also, Zugangsmöglichkeiten zu Texten eröffnen, die sich auch – und gerade dann – gewinnbringend zum Einsatz bringen lassen, wenn man die Möglichkeiten der quantitativen Analyse mit der interpretatorischen Einzellektüre von Texten verbinden will. Im Kurs sollen daher aktuelle Verfahren der digitalen Textanalyse wie die stilometrische Erkennung von Autorschaften und Gattungszugehörigkeiten oder die thematische Klassifizierung von Texten mittels Topic Modelling vorgestellt werden und in deren Verwendung praxisnah eingeführt werden: Anhand von Beispielmaterialien aus der germanistischen Mediävistik werden die Teilnehmer_Innen darin angeleitet, mit Hilfe des (kostenlos downloadbaren) Statistikprogramms R selbstständig quantitative Textanalysen durchzuführen und diese Methoden auch für eigene Fragestellungen nutzbar zu machen sowie auf eigenes Material zu übertragen. Aufgrund der Praxisausrichtung des Kurses werden die Teilnehmer_Innen gebeten, einen eigenen Laptop in die Sitzungen mitzubringen, sofern dies möglich ist.