Unheimliche Maschinen

Projekte in der Lehre

Am 29. und 30 Januar 2025 treffen B.A.-Studierende der Universität Stuttgart auf den Theaterwissenschaftler und Improvisationskünstler Dr. Gunter Lösel und inszenieren Dialoge mit Chatbots. Die Ergebnisse dieses experimentellen Workshops sowie des Begleitseminars „Unheimliche Maschinen“ fließen auf dieser Projektseite zusammen.

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Unheimliche Maschinen im Theater – Ein Projektseminar

Das Workshopseminar „Unheimliche Maschinen. Kulturtheoretische und -praktische Perspektiven auf Mensch-Maschine-Relationen im Theater“, das im Wintersemester 2024/25 unter der Leitung von Dr. Sofina Dembruk in Kooperation mit Dr. Gunter Lösel (Züricher Hochschule der Künste) an der Universität Stuttgart und in den Räumlichkeiten des JES (Junges Ensemble Stuttgart) stattfand, widmet sich dem Effekt des Unheimlichen von Maschinen, KI und unbelebten Entitäten im Theater. Ausgehend von Masahiro Moris berühmtem Essay „Uncanny Valley“ (1970), in dem der japanischen Robotiker Mensch-Maschine-Affinitäten unter wirkungsästhetischen Gesichtspunkten beschreibt, richten wir im Seminar den Blick auf die ,Ursprungstexte‘ des Unheimlichen – Ernst Jentsch’ Abhandlung „Zur Psychologie des Unheimlichen“ (1906) auf den Freud mit seinem bekannteren Essay Das Unheimliche (1919) reagiert – mit dem Ziel diese für das Theater fruchtbar zu machen, etwa wenn es um die Wirkung von nicht-menschlichen Ersatzfiguren (Puppen, Marionetten, Automaten, Androiden, KI) auf der Bühne geht. Die Jahrhundertwende bildet in dieser Hinsicht einen diskursiven Knotenpunkt für Überlegungen zum Theater eines „technological Other“ (Braidotti 2014). Maurice Mæterlincks „Théâtre des androïdes“ (1890) haben wir diesbezüglich als Gründungstext eines unheimlichen Maschinentheaters um 1900 gelesen. Ines Paun untersucht Mæterlincks Idee eines Marionettentheaters des Todes.

Die kulturgeschichtliche Retrospektive hat gezeigt, dass das Unheimliche im Theater der Jahrhundertwende verstärkt aufkeimt und auch heute noch in ähnlicher Weise virulent wird, wie Paula Semar in ihrem Essay zur gegenwärtigen KI-Theaterproduktion dSimon (2021) nachzeichnet. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive stehen dann auch theateranthropologische Fragestellungen im Vordergrund des Workshops: Wie können Maschinen und nicht-menschliche Entitäten „unheimlich“ wirken und was sagt es über uns Menschen aus, wenn KI bei uns ein Gefühl des Unbehagens auslöst? Daraus ergeben sich weitere grundlegende Fragen nach der Verortung des Menschen in einer immer stärker technisierten Lebenswelt und nach den Folgen der Interaktion mit Technik. Das Theater bietet einen Raum, um Mensch-Maschine-Relationen spielerisch zu erproben und so haben sich im Workshopseminar „Unheimliche Maschinen“ Theaterpraxis und die kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Maschinen-Unheimlichen zu einem produktiven Dialog verbunden.

Ein Interview mit Gunter Lösel gibt Aufschluss über die unheimlichen Seiten von Improvisation. Devid Portenoy bietet in seinem Werkstattbericht Einblicke in die theaterpraktischen Übungen. Paula Semar fragt vor dem Hintergrund der Workshoperfahrung nach dem Einsatz von KI in modernen Theaterstücken, am Beispiel von dSimon, einem französischen Theaterstück, das mit KI arbeiten. Einen historischen Einblick in das unheimliche Androidentheater Maurice Mæterlincks bietet Ines Paun.

Bildquelle: Computergeneriertes Bild (DreamStudio): Prompt "theatre stage where uncanny machines play actors in retrofuturistic style" (CC0 1.0). Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

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