Dramen von Autorinnen: Neu gesprochen und gehört

Ein Lehrprojekt im Wintersemester 2023/24 gefördert durch den Diversity-Fond der Universität Stuttgart.

Dramen von Autorinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Neu gesprochen und gehört

Die auf dieser Website präsentierten Hörspiele und die dazugehörigen inszenierten Fotografien entstanden im Rahmen des Lehrprojekts Dramen von Autorinnen des 18. und 19. Jahrhunderts: Neu gesprochen und gehört an der Universität Stuttgart unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Annette Bühler-Dietrich. Dieses Lehrprojekt wurde mit Mitteln des Diversity-Fond der Universität Stuttgart gefördert.

Women's Drama and Thatre: 1625-2025

Das Lehrprojekt ist Teil des internationalen Forschungsprojekts „Women’s Drama and Theatre: 1625-2025“, das sich der Entwicklung des Dramas und Theaters von Frauen im deutschsprachigen Raum widmet. In der Literatur- und Theatergeschichte wurde das Engagement und die Beteiligung von Frauen bisher weitestgehend verdrängt. Ziel des Projekts ist es daher, den literarischen Kanon von Dramatikerinnen für die Forschung und Lehre zugänglich zu machen und in Seminaren zu erschließen. Darüber hinaus sind verschiedene Publikationen geplant, darunter ein umfassendes Handbuch zu „Women’s Drama and Theatre in German-language Europe“, zweisprachige Dramenausgaben von Dramatikerinnen wie Christa Winsloe, Ilse Langner und Charlotte von Stein. Die Ergebnisse der Forschung werden auf Konferenzen präsentiert und fließen in Sammelbände und die Entwicklung von Lehrprojekten und Curricula für BA- und MA-Studiengänge ein.    

Frauen in der Bühnenkunst: Hörspiele und inszenierte Fotografien zu deutschsprachigen Dramatikerinnen

Christiane Karoline Schlegel: Düval und Charmille (I,9)

Christiane Karoline Schlegel veröffentlichte ihr Drama Düval und Charmille (I,9) im Jahr 1778. Es basiert auf einem wahren Kriminalfall 1777 im Umfeld des Kursächsischen Hofes zu Dresden. Schlegels Stück beschreibt einen Tag im Haus des melancholischen Liebhabers Düval, der sich zwischen seiner stürmischen Liebe zur jugendlichen Amalie und seinem geordneten Leben mit Ehefrau Mariane und Anstellung am Hof entscheiden muss. An letzteres erinnert Graf von Sternfeld, der aber auch eigene Interessen in Bezug auf Amalie verfolgt.

Es sprechen: Felix Lier, Pierre Simporé

 

 

Christiane Karoline Schlegel: Düval und Charmille (III,6)

Christiane Karoline Schlegel veröffentlichte ihr Drama Düval und Charmille (III,6) im Jahr 1778. Es basiert auf einem wahren Kriminalfall 1777 im Umfeld des Kursächsischen Hofes zu Dresden. Schlegels Stück beschreibt einen Tag im Haus des melancholischen Liebhabers Düval, der sich zwischen seiner stürmischen Liebe zur jugendlichen Amalie und seinem geordneten Leben mit Ehefrau Mariane und Anstellung am Hof entscheiden muss. Die beiden Frauen sprechen in der Szene über ihren melancholischen Ehemann beziehungsweise stürmischen Liebhaber. 

Es sprechen: Karina Macicas, Eva-Lotte Reimer

 

 

Charlotte von Stein: Die zwey Emilien (I,6)

Charlotte von Stein (1742-1827) war eine rege Teilnehmerin am höfisch-intellektuellen Leben rund um die Herzogen Anna Amalia in Weimar und Freundin von Johann Wolfgang Goethe, Johann Gottfried Herder und Friedrich Schiller. Letzterer war der Herausgeber des anonym veröffentlichten Dramas Die zwey Emilien (I,9) (1800), eines der wenigen erhaltenen Werke von Charlotte von Stein. Es handelt von der Rivalität zwischen den beiden titelgebenden Figuren Emilie Lenox und Emilie Fitzallen, die nicht nur durch einen gemeinsamen Liebhaber, sondern auch familiär miteinander verbunden sind, und reflektiert Emanzipationsmöglichkeiten der Frau um 1800. In der gesprochenen Szene gibt Emilie Fitzallen ihrem neuen Liebhaber Graf Montalto Einblicke in die Vorgeschichte des Dramas.  

Es sprechen: Helena Kablinovic, Felix Lier, Moussa Traore, Eva-Lotte Reimer

 

 

Charlotte von Stein: Die zwey Emilien (III,13)

Charlotte von Stein (1742-1827) war eine rege Teilnehmerin am höfisch-intellektuellen Leben rund um die Herzogen Anna Amalia in Weimarer und Freundin von Johann Wolfgang Goethe, Johann Gottfried Herder und Friedrich Schiller. Letzterer war der Herausgeber des anonym veröffentlichten Dramas Die zwey Emilien (III,13) (1800), eines der wenigen erhaltenen Werke von Charlotte von Stein. Es handelt von der Rivalität zwischen den beiden titelgebenden Figuren Emilie Lenox und Emilie Fitzallen, die nicht nur durch einen gemeinsamen Liebhaber, sondern auch familiär miteinander verbunden sind, und reflektiert Emanzipationsmöglichkeiten der Frau um 1800. In der gesprochenen Szene möchte Sir Eduard sich mit seinem Schwiegersohn, dem Marquis von Lenox, duellieren, weil er Eduards Tochter Emilie hinterging und bereits eine andere Frau – Emilie Fitzallen – zuvor geheiratet hatte. Wenn er den in einem Klostergarten friedlich schlafenden Lenox erblickt, ist Eduard aber von seinen Gefühlen hin und her gerissen.   

Es sprechen: Maximilian Dietrich, Achim Schmid

 

 

Charlotte Birch-Pfeiffer: Die Grille (I,11)

Charlotte Birch-Pfeiffers (1800-1868) Die Grille (I,11) handelt von den Verstrickungen zweier Familien auf dem Lande, die in humorvollen und manchmal skurrilen Situationen zueinander finden. Die Zwillinge Landry und Didier Barbeaud sind zwei reiche Bauernsöhne, die schlaue Fanchon, die von allen nur „die Grille“ genannt wird, ist eine arme Bauerntochter, die bei ihrer Großmutter aufwächst und als Außenseiterin gilt. Birch-Pfeiffer war eine erfolgreiche Schauspielerin, Regisseurin und Autorin im 19. Jahrhundert, deren Stücke damals viel gespielt wurden. Trotz ihres einstigen Ruhms sind viele ihrer Werke heute weitestgehend vergessen.

Es sprechen: Milena Kuhn, Maximilian Dietrich

 

 

Charlotte Birch-Pfeiffer: Die Grille (IV,6)

Charlotte Birch-Pfeiffers (1800-1886) Die Grille (IV,6) handelt von den Verstrickungen zweier Familien auf dem Lande, die in humorvollen und manchmal skurrilen Situationen zueinander finden. Die Zwillinge Landry und Didier Barbeaud sind zwei reiche Bauernsöhne, die schlaue Fanchon, die von allen nur „die Grille“ genannt wird, ist eine arme Bauerntochter, die bei ihrer Großmutter aufwächst und als Außenseiterin gilt. Während Didiers Vater mit dem Bauern Caillard Heiratspläne für Landry schmiedet, hat dieser ganz andere Absichten, die Fanchon wiederum gar nicht passen. Birch-Pfeiffer war eine erfolgreiche Schauspielerin, Regisseurin und Autorin im 19. Jahrhundert, deren Stücke damals viel gespielt wurden. Trotz ihres einstigen Ruhms sind viele ihrer Werke heute weitestgehend vergessen. Die Grille wurde am 4. Februar 1865 am Königlichen Schauspielhaus in Berlin uraufgeführt.

Es sprechen: Karina Macicas, Moussa Traore, Pierre Simporé, Raphael Zöller, Achim Schmid

 

 

Marie Ebner-Eschenbach: Marie Roland (II,4)

Marie von Ebner-Eschenbachs historisches Trauerspiel Marie Roland (1867) war eines der ersten dramatischen Werke der mährisch-österreichischen Schriftstellerin. Im Zentrum des Dramas steht Marie Roland, die Ehefrau des ehemaligen Innenministers Jean-Marie Roland, und Anführerin der Girondisten zur Zeit der französischen Revolution. In der gesprochenen Szene begegnet Marie Roland dem Royalisten Graf Beugnot, der ihre Tochter Eudora aus einer brenzligen Situation befreit hat.

Es sprechen: Danijela Dahlke, Karina Macicas, Maximilian Dietrich

 

 

Auguste Götze: Susanna Mountfort (III,5)

Publiziert unter dem Pseudonym A. Weimar erschien 1871 Auguste Götzes fünfaktiges Versdrama Susanna Mountfort. Götze (1840-1908) war selbst Schauspielerin und Kammersängerin, später leitete sie eigene erfolgreiche Gesangsschulen in Dresden und Leipzig. Ihr dramatischer Erstling Susanne Mountfort stellt anhand der englischen Schauspielerin des frühen 18. Jahrhunderts den Konflikt zwischen Liebe und Kunst einerseits, zwischen Kunst und Gesellschaft andererseits ins Zentrum. Als Schauspielerin wird Susanna von der adligen Gesellschaft zwar gefeiert, hat aber keinen Zutritt zu ihr. Gefangen in Zuschreibungen und Anforderungen zerbricht sie schließlich.

Es sprechen: Helena Kablinovic, Felix Lier

 

 

Elsa Bernstein: Die Dämmerung (Akt II)

Elsa Bernstein (1866-1949) veröffentlichte ihr naturalistisches Drama Die Dämmerung (1893) unter dem Pseudonym Ernst Rosmer – eine für Frauen im 19. Jahrhundert noch immer weit verbreitete Publikationsstrategie. Bernstein war zuerst Schauspielerin, bevor sie sich wegen eines Augenleidens auf das Schreiben von Stücken und Libretti verlegte. Ihr Drama Dämmerung handelt von dem Musiker Heinrich Ritter und dessen Tochter Isolde, die an einer Augenkrankheit leidet und allmählich ihr Augenlicht verliert. In der gesprochenen Szene hat Ritter die Augenärztin Sabine Graef und Carl Curtius, den Studenten und Sohn eines Studienfreundes, eingeladen zum Kaffeetrinken. Ritter muss sich an die Vorstellung einer weiblichen Ärztin allerdings erst noch gewöhnen.

Es sprechen: Valeriya Reichenecker, Milena Kuhn, Raphael Zöller, Felix Lier

 

 

Clara Viebig: Zuflucht

Clara Viebig veröffentlichte ihren Einakter Zuflucht im Jahr 1905 im Dramenzyklus Der Kampf um den Mann. Das Werk basiert auf der Novelle Hinter Mauern der Autorin und zeigt, wie Viebig narrative Stoffe für die Bühne wiederverwendet und adaptiert hat. Das naturalistische Drama beschreibt ein Ereignis in einem Berliner Arbeitshaus. Frau Stadträtin Gutthelf und Fräulein West wollen aus Wohltätigkeitsgründen Christine Müller, einer der jungen Arbeithäuslerinnen zu einem besseren Leben verhelfen, stoßen dabei aber auf unerwarteten Widerstand.

Es sprechen: Eva-Lotte Reimer, Milena Kuhn, Valeria Reichenecker, Achim Schmid und Helena Kablinovic.

 

 

Ein theaterpraktischer Workshop

Wie spricht man dramatische Texte? Welche Bedeutungen und Differenzen zwischen den Figuren lassen sich allein über die Stimme herstellen? Und was sagt eine inszenierte Fotografie über eine Theaterszene aus? Mit diesen Fragen befassen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres theaterpraktischen Workshops vom 8. bis 10 Dezember 2023 im Naturfreundehaus der Botenheimer Heide in Cleebronn als zusätzliches Angebot zu einem Seminar zu Dramatikerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts unter der Leitung von apl. Prof. Dr. Annette Bühler-Dietrich. Dieses war Teil des Forschungsprojekts zu Women’s Drama and Theatre in German-Language Europe 1625-2025. Der Workshop, an dem Studentinnnen und Studenten aus Deutschland und der Universität Ouagadougou in Burkina Faso teilnahmen, wurde gefördert durch Mittel des Diversity Fonds der Universtität Stuttgart.

Mit Unterstützung von Axel Brauch, Schauspieler und Regisseur, und Gesine Mahr, Bühnen- und Kostümbildnerin, erarbeiteten die Studentinnen und Studenten ausgewählte Szenen der Stücke im und nahmen diese als Hörspiele auf. Raphael Zöller übernahm den Schnitt und die Nachbearbeitung der Audiodateien. Achim Schmid verfasste kurze Beschreibungstexte und redaktionelle Inhalte. 

Zusätzlich entstanden zu den Szenen inszenierte Fotografien – Gesine Mahr brachte dafür Kostüme aus dem Fundus des Bürgertheaters Ludwigsburg mit.    

Erfolgreiche Präsentation des Lehrprojekts "Dramen von Autorinnen: Neu gesprochen und gehört" im Rahmen der Lunch Lecture

Am 8. Mai 2024 fand im Rahmen einer hybriden Lunch Lecture an der Universität Stuttgart eine beeindruckende Vorstellung des Lehrprojekts "Dramen von Autorinnen: Neu gesprochen und gehört" statt. Die Veranstaltung, moderiert von Annette Bühler-Dietrich, bot den Teilnehmenden eine facettenreiche Darbietung und Diskussion über die Bedeutung dramatischer Texte von Autorinnen, ihre Inszenierung und digitale Veröffentlichung.

Das Programm begann mit der Präsentation einer Szene aus Schlegels "Düval und Charmille" und der Begrüßung durch Annette Bühler-Dietrich. Diese wurden mit großem Interesse aufgenommen und bildeten den Auftakt für eine Reihe von Kurzvorträgen.

Regisseur Axel Brauch gewährte Einblicke in die Aufnahme der Hörspiele, während Gesine Mahr über die Kostüme und die Entstehung der inszenierten Fotografien auf dem Campus der Universität Stuttgart sprach. Besonders hervorgehoben wurde dabei die kreative Zusammenarbeit zwischen den Studierenden, der Dozentin und den Künstlern, die zu eindrucksvollen Ergebnissen führte.

Achim Schmid und Raphael Zöller, wissenschaftliche bzw. studentische Hilfskräfte der Abteilungen NDL 1 und 2, präsentierten Impulse zur digitalen Veröffentlichung des Projekts. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf die Barrierefreiheit gelegt, mit alternativen Texten für Bilder und Untertiteln. Damit soll sichergestellt werden, dass beispielsweise auch Personen, die im Hören beeinträchtigt sind, und Deutschlernende die Hörspiele besser verstehen können

Die Präsentation löste eine lebhafte Diskussion aus, insbesondere über die Verwendung der Hörspiele in Lehrprojekten und die Bedeutung der Performativität für dramatische Texte, die bereits der Stuttgarter Literatur- und Theaterwissenschaftler Volker Klotz gern hervorhob. Ein interessanter Aspekt war die Verbindung zu einer "Stuttgarter Tradition", wie von Toni Bernhart angemerkt wurde: Dabei wurde auf das Hörspiel „Acqua mortale“ verwiesen, das bereits vor etwa 25 Jahren entstand und sich heute im Stuttgarter Medienarchiv befindet.

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