Aktuelle Habilitationsprojekte
Dr. Sofina Dembruk: (Un)belebtes Theater. Ästhetik der Materialität auf den Bühnen um 1900 (Frankreich, Spanien, Italien)
Abstract:
Das Projekt verfolgt eine neumaterialistische Lektüre des Theaters um 1900, indem es nicht-menschliche, unbelebte Agenten (wie z.B. Maschinen, mediale Dispositive und Marionetten) im Theater der Jahrhundertwende aus der Perspektive des New Materialism (Bennett 2009) untersucht. Es soll gezeigt werden, wie das Theater der historischen Moderne sowie der ersten Avantgarden diese sogenannten „technological others“ (Braidotti 2013) in ihrer Agentivität sowie Relationalität inszeniert und somit eine Ästhetik der Materialität entstehen lässt. Das zu bearbeitende Korpus beinhaltet romanische Dramentexte und theatertheoretische Abhandlungen zwischen 1890-1930, die (a) Mensch-Maschine-Relationen inszenieren, (b) die Übertragungslogiken zwischen schauspielendem Körper und dem Maschinen/Marionetten-Paradigma theorisieren und (c) das „technological other“ als Figur problematisieren.
Dr. Gesine Hindemith: Ent-Scheidungen - Tragische Körper bei Jean Racine und Vittorio Alfieri
Aktuelle Promotionsprojekte
Stefan Bayer: Der Magus auf der Bühne – Zur Bedeutung und Konzeption unterschiedlicher Magier-Figuren in rinascimentalen Theaterstücken
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Loredana Columbo: Pirandellos familiarità apparente: zur poetischen Problematisierung des Oikos
Alisa Winkens: Molières Poetik des Plaisir. Die Variation der performativen Künste im Theater
Abstract:
Kurz nach Molières Tod formulierte Donneau de Visé in einem Nachruf, dass dieser durch seine Mischung verschiedener Künste auf der Bühne eine neuartige Unterhaltungsform gefunden habe. Diese bezeichnet er als Plaisir. Donneau de Visés Hypothese folgend wird nun erstmals das Verhältnis zwischen Molières innovativer Variation der Bühnenkünste und dem damit verbundenen Plaisir systematisch untersucht. Hierfür wird sein Umgang mit der Vielfalt der Bühnenkünste als Grundlage für das Konzept des Plaisir gefasst: Die zentrale These lautet dabei, dass die innovative Variation der Bühnenkünste im Theater von Molière seine spezifische Poetik des Plaisir konstituiert, weil durch diese Variation der Bühnenkünste (1.) Präsenz und Evidenz als Plaisir erzielt werden, die die zentrale Wirkung der Theaterrezeption bilden. Um sowohl das Vergnügen zu bereiten als auch selbiges konzeptuell zu fassen, nutzt Molière (2.) verschiedene Konnotationen des Plaisir-Begriffs in der Theaterproduktion, indem er ihn als Macht-, Gesellschafts-, Ästhetik- und Unterhaltungsnorm modelliert. Da Molières Plaisir durch die Variation der Bühnenkünste sowohl die Rezeption als auch die Produktion seines Theaters bestimmt, begründet er zugleich seine Poetik. Damit wird die Poetik des Plaisir nicht einfach als Infragestellung der Vraisemblance im Sinne eines zentrales Theaterkonzepts bei Molière aufgefasst, sondern als Entwicklung des Plaisir vom Laster der Komödie zu deren Ideal und Apologie, die sich in der Variation der Bühnenkünste begründet und zeigt.
Abgeschlossene Habilitationsprojekte
PD Dr. Christian Reidenbach: Gesten der Entscheidung. Dezisionismus und Politik im Theater Pierre Corneilles (2024)
PD Dr. Sven Thorsten Kilian: Escrituras andantes. Drama im Druckdispositiv zu Beginn des europäischen Buchmarktes (2021)
Abstract:
Gegenstand der Studie sind Dramentexte der italienischen, französischen und spanischen Literatur aus dem Zeitraum 1500–1550 mit besonderer Berücksichtigung der Autoren Fernando de Rojas (Celestina), Niccolò Machiavelli (Mandragola) und Théodore de Bèze (Abraham sacrifiant).
Sie geht von der These aus, dass die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in der Mitte des 15. Jahrhunderts einen neuen Schriftbegriff generiert, der sich unterscheidet vom Schriftbegriff einer Manuskriptkultur. Die zentrale These der Monographie lautet, dass als zentraler Effekt des Paradigmenwechsels vom Manuskript- zum Druckdispositiv eine Verschiebung der mouvance von der Schriftproduktion auf die Schriftrezeption diagnostizierbar ist. Auf dem literarischen Feld setzt sich dieser neue Begriff in einem diskontinuierlichen Prozess durch, weshalb die Habilitationsschrift nicht zuletzt die These einer Medienrevolution relativiert. Vielmehr erzeugt die neue Form der Vervielfältigung grundlegende Merkmale des modernen Textes wie Geschlossenheit und Finitheit, weil der abgeschlossene Druck nicht supplementierbar ist. Die Bewertung dieser Textmerkmale fällt historisch gesehen sowohl positiv als Garanten der Autorität des Textes als auch negativ als Entwertung aus, weil sie die Transzendenz textueller Autorität auf eine diesseitige Funktion reduziert.
Habilitationsschrift: Escrituras andantes. Drama im Druckdispositiv zu Beginn des europäischen Buchmarktes. Wiesbaden: Harrassowitz 2025.
Abgeschlossene Promotionsprojekte
Katharina Wilhelm: Die Form des Sonetts bei Charles Baudelaire. Tradition – Metamorphose – Innovation (2022)
Irene Herzog: Magische(s) Gestalten in der christlichen Welt: Über die Bedeutung von Magiern und ihre Lenkung der Dinge in Torquato Tassos Gerusalemme Liberata (2021)
Kontakt
Gesine Hindemith
Dr.Akademische Rätin
Alisa Winkens
Wissenschaftliche Mitarbeiterin